Heilung mental unterstützen
Raphael war damals 15 Jahre alt. Fußballer mit Herz und typisch Teenager, wenn es um Ratschläge von Mama geht. Auch wenn Mama zufällig Sport Mental Coach ist. 😅
Aber diesmal war es anders.
Diesmal war der Frust zu groß, der Wille zu stark. „Ich will das nicht einfach so hinnehmen“, hat er gesagt. Und dann: „Gibt’s irgendwas, das ich jetzt tun kann?“
Und da kam das Mentaltraining ins Spiel.
Denn was viele unterschätzen: Eine Sportverletzung betrifft nicht nur den Körper. Wenn der Körper ausfällt, übernimmt der Kopf. Und das ist Fluch und Chance zugleich.
Wenn der Körper stoppt und die Psyche sich überschlägt
Eine Verletzung verändert alles. Nicht nur den Trainingsplan, sondern das ganze Innenleben. Vor allem bei jungen Athleten, deren Leben sich um Sport dreht. Plötzlich ist da: Leere, Frust und Zweifel.
- „Vielleicht war’s das jetzt.“
- „Ich verpasse alles.“
- „Die anderen ziehen an mir vorbei.“
- „Ich werde nie wieder so spielen wie früher.“
Diese Gedanken kommen nicht in leisen Tönen. Sie schreien. Und sie nisten sich als mentale Blockade ein. Nicht selten spürt man mehr Schmerzen im Kopf als z. B. im verletzten Knie.
Viele Eltern erleben genau das: Ihr Kind wirkt nicht nur körperlich ausgebremst, sondern wie innerlich abgekoppelt. Sie beschreiben es als motivationslos, genervt und in sich gekehrt. Und gleichzeitig unfassbar wütend, traurig oder einfach leer.
Was dabei oft vergessen wird:
Eine Sportverletzung kann eine Art Identitätskrise auslösen. Denn wenn Sport der Alltag, das Selbstbild und das Ziel ist, was bleibt dann noch, wenn das alles plötzlich wegfällt?
Der Kopf sucht in solchen Momenten Halt. Und findet ihn oft nicht – wenn niemand zeigt, wie mentale Erholung funktioniert.
Genau hier setzt Mentaltraining an: Es geht nicht darum, die Realität wegzuzaubern. Vielmehr darum, mit klaren Techniken wieder Handlungsfähigkeit zu gewinnen.
Nicht warten, bis „alles vorbei ist“.
Sondern jetzt den Kopf neu ausrichten.
Im nächsten Absatz zeige ich dir, wie das konkret aussehen kann. Und zwar mit drei Schritten, die jungen Leistungssportlern helfen, in der Pause stärker zu werden: mental, emotional und sogar körperlich.
3 Schritte, die einen Sportler mental wieder ins Spiel bringen
Die gute Nachricht zuerst: Auch wenn der Körper gerade streikt, der Kopf kann trainieren. Und zwar ziemlich effektiv.
Mentaltraining ist in dieser Phase kein „nettes Extra“, sondern ein echter Gamechanger. Warum?
- Weil es den Fokus zurückbringt.
- Weil es Hoffnung macht.
- Weil es Handlung schafft.
Hier sind drei einfache, aber wirkungsvolle Schritte, mit denen du dein Kind unterstützen kannst – oder wenn du als junger Sportler selbst aktiv werden willst:
Schritt 1: Starke Gedanken statt Grübel-Schleife
Was du denkst, beeinflusst, was du fühlst. Und was du fühlst, beeinflusst, wie du heilst. Typische Gedanken nach einer Verletzung könnten sein:
- „Ich werde nie wieder so spielen wie früher.“
- „Die anderen holen mich ein.“
- „Ich bin raus.“
Diese Gedanken bringen keine Kraft, sondern bremsen weiter aus. Deshalb gilt: Statt Gedankensumpf → Gedankenstütze.
👉🏻 Das sind beispielhafte Formulierungen für stärkende Sätze:
- „Mein Körper heilt – ich gebe ihm die Zeit.“
- „Ich komme mit jeder Woche mental klarer zurück.“
- „Schritt für Schritt bin ich mutig und bereit.“
💡 Tipp: Solche Sätze aufschreiben, sichtbar aufhängen oder als Bildschirmhintergrund speichern. Denn dein Gehirn denkt in Bildern und positive Gedanken malen das Comeback schon jetzt aus.
Schritt 2: Kopfkino als Trainingsplatz
Auch wenn du gerade nicht laufen, schießen oder springen kannst, dein Gehirn kann es trotzdem trainieren. Das nennt man verdecktes Wahrnehmungstraining. Klingt kompliziert, ist aber einfach:
Setz dich entspannt hin, schließ die Augen und stell dir vor, wie du genau die Bewegungen machst, die du wieder können willst. Du siehst dich schnell, sicher und mit voller Präsenz.
Aber nicht aus der Ich-Perspektive, eher wie im Film: Du siehst dich selbst auf dem Spielfeld. Gesund, stark und mit voller Energie.
🎯 Das Ziel: Dein Gehirn speichert den „Film“ als reales Erlebnis ab. Und das hilft nicht nur mental, sondern beschleunigt sogar den Heilungsprozess.

💡 Extra-Tipp: Die Vorstellungskraft ist ein mächtiges Tool, aber nur, wenn sie richtig eingesetzt wird. Wie Visualisierung wirklich wirkt (und welche Fehler du vermeiden solltest), erfährst du hier im Artikel: Mentale Stärke durch Visualisierung – so klappt’s wirklich
Ideal zum Vertiefen. Egal ob du gerade verletzt bist oder deine mentale Spielintelligenz schärfen willst.
Schritt 3: Mit allen Sinnen rein ins Gefühl
Jetzt kommt der nächste Schritt: Fühlen statt nur zuschauen. Im sogenannten ideomotorischen Training versetzt du dich in deinen Körper hinein. Du spürst die Bewegungen, den Druck, das Timing. Aber ohne sie tatsächlich auszuführen.
- Wie fühlt sich dein Fuß beim Sprint an?
- Wie balancierst du das Gewicht beim Richtungswechsel?
- Wie fließt der Pass über dein Bein?
Diese inneren „Mikro-Bewegungen“ aktivieren das Nervensystem und bereiten dich darauf vor, deine Bewegung nicht nur zu sehen, sondern wieder zu leben.
🧠 Studien zeigen: Wer so trainiert, verliert weniger Muskelmasse und gewinnt schneller an Stabilität zurück.
Die Ohio University hat das eindrucksvoll nachgewiesen: In einer Studie1 ließ man Teilnehmer vier Wochen lang ihre Hand ruhigstellen, ohne Bewegung. Eine Gruppe stellte sich regelmäßig vor, die Muskeln zu aktivieren. Die andere nicht.
Das Ergebnis? Die „Mentaltainer“ hatten fast 50 % weniger Muskelabbau und ihre Nerven-Muskel-Verbindung blieb deutlich aktiver. Das zeigt, das Gehirn hatte weitertrainiert, ganz ohne Bewegung.
Bitte verstehe mich nicht falsch. Mentaltraining ersetzt kein Physiotraining, aber es bereitet den Körper optimal vor. Und vor allem: Es gibt dem Kopf das Gefühl, etwas tun zu können.
Im nächsten Kapitel schauen wir noch auf einen Perspektivwechsel. Ich zeige dir, was junge Sportler (und Eltern) trotz Verletzung aus dieser Zeit mitnehmen können und wie man aus dem Frust echte Stärke formt.
Wie stark ist deine mentale Stärke wirklich?
Du willst wissen, wo du gerade stehst – mental? Dann mach den kostenlosen Online-Test. In wenigen Minuten bekommst du eine erste Einschätzung, wo deine mentalen Stärken liegen – und wo du noch gezielt trainieren kannst.
Verletzt? Ja. Stillstand? Nein.
Eine Verletzung kann sich anfühlen wie ein Stopp-Schild mitten auf der Autobahn. Alle anderen fahren weiter, nur du stehst. Aber weißt du was? Manchmal braucht es genau diesen Moment, um neue Wege zu entdecken.
Lass uns mal anschauen, was bleibt, wenn das Training fehlt?
✅ Mehr Zeit
✅ Mehr Raum
✅ Mehr Blick aufs Ganze
Raphael, damals 15, hat die Verletzungszeit nicht nur zum Mentaltraining genutzt. Er hatte plötzlich Nachmittage ohne Training. Klar – chillen, Playstation, Freunde. Aber eben auch: mehr Fokus in der Schule. Im Frühjahr standen Abschlussprüfungen an und die hat er geschafft. Richtig gut sogar.
Ich bin ehrlich zu dir: Es war nicht immer leicht. Es gab Rückschläge, schlechte Tage und auch Zweifel. Aber es gab eben auch kleine Fortschritte und neue Stärken. Und irgendwann den Moment, wo der Arzt sagte: „Du kannst wieder loslegen.“
Der Perspektivwechsel hilft
- Vielleicht ist das gerade eine Zwangspause, die dir etwas zeigen will.
- Vielleicht ist das gerade deine Chance, Kopf und Körper neu zu verbinden.
- Vielleicht ist das der Moment, in dem du lernst, nicht nur zu kämpfen, sondern auch klug zu regenerieren.
Mentaltraining nach einer Verletzung ist kein Extra. Es ist das Ticket zurück ins Spiel.
Und wenn du dabei Unterstützung brauchst – egal ob du selbst betroffen bist oder dein Kind – dann melde dich gern. Wir im MentalHouse sind genau für solche Phasen da: Nicht erst, wenn es wieder losgeht. Sondern gerade dann, wenn man sich verloren fühlt.
Deine


- (Clark et al., Journal of Neurophysiology, 2014) ↩︎